@ ulla (14. Februar 2012 ⁓ 21:59)
“Nee, ich glaube das Thema ist zu vielschichtig um es nur mit ein paar Sätzen und Gemeinplätzen hier abzutun…”
eben – warum halten Sie sich nicht an Ihre eigenen einsichten? Sie könnten doch damit anfangen, etwas mehr als nur ein paar sätze und gemeinplätze hier einzustellen, z.b. erläutern, warum Sie im zusammenhang mit ACTA von hysterikern sprechen oder meinen, hier einfach nur bemüht witzig sein zu wollen? produktpiraterie ist ein wichtiges thema, der volkswirtschaftliche schaden nicht gering, andererseits wird ACTA von der, wie @Goeran es nennt, “Content-Industrie” als vehikel benutzt, um eigene verwertungsinteressen zu sichern. die zielsetzung von ACTA war aber nie die sicherrung partikularer verwertungsinteressen. um das zu verstehen muß man sich tatsächlich mit ACTA ein wenig beschäftigen und z.b. sehen, daß das ganze bereits in den 1980er jahren beginnt und mit namen wie Pfitzer Inc oder Monsanto verbunden ist. ACTA ist eng verbunden mit TRIPS und dem ‘Intellectual Property Committee’ (IPC) und dem modifizierten GATT- bzw. GATS-abkommen. das wiederum, was die menschen, Ihrer meinung nach so “hysterisch” werden läßt, ist die verbindung von ACTA, SOPA und PIPA.
beschäftigen Sie sich einmal mit konzernen wie Bristol Myers, DuPont, General Electric, General Motors, Hewlett Packard, IBM, Johnson and Johnson, Merck & Co. Inc., Monsanto, Pfizer, Rockwell International und Time-Warner, die maßgeblich daran mitgewirkt haben, daß wir heute über so etwas wie ACTA überhaupt diskutieren, dann wird auch deutlich, daß z.b. bzgl. Time-Warner nicht so sehr der einzelne konsument im mittelpunkt des interesses lag, sondern die billig-raubkopien aus China, die in industriellem ausmaß angefertigt wurden/werden. beschäftigen Sie sich mit Merck & Co. Inc., Monsanto, Pfizer, dann sehen Sie sehr schnell, daß hier die verwertung von generika bzw. genmanipuliertem saatgut im fokus des interesses stehen, und wenn Sie sich mit den anderen namen beschäftigen, dann werden Sie sehr schnell erkennen, daß es hochtechnologien sind, die geschützt werden sollen. um so erstaunlicher, daß in den europäisdchen medien ACTA hauptsächlich im sinne von POPA und PIPA diskutiert wird. dies nur einmal als ein anstoß, sich tatsächlich mit dem thema zu befassen, und nicht einfach so unbedarft begriffe wie hysterie in den raum zu werfen. ACTA kann auch dazu benutzt werden, mißbraucht zu werden, einmal völlig abgesehen von den rechtichen prolbematiken, die das abkommen aufwerfen würde.
noch ein nachtrag bzgl. produktpiraterie. es ist bekannt, daß z.b. hochtechnologie, die nach China verkauft wird, unmittelbar verbunden ist mit dem, was man technologie-abfluß nennt, also die weitergabe von know-how, das durch kostenintensive entwicklungsarbeit in den ursprungsländern erworben worden ist und den erwerberländern quasie diese teure entwicklungsarbeit abgenommen hat. der rasante aufstieg seinerzeit von Japan ist so ein beispiel dafür, aber auch die rasante entwicklung, die China genommen hat. dieser, ich nenne es einmal “technologieklau” wird z.b. durch ACTA oder sonstige abkommen gar nicht berücksichtigt, geschweige denn geregelt. ich nenne dieses beispiel deshalb hier, weil in diesen fällen der angeblich so wichtige schutz von geistigem eigentum so gar keine rolle spielt, und alle beteiligten wissen das auch. auch einer der gründe, warum ACTA in europa so viele, wie Sie sie nennen, “hysteriker” auf den plan ruft, weil ACTA in der zielsetzung nahezu ausschließlich in beziehung zu SOPA bzw. PIPA gesehen wird und nationalstaaten quasie zu erfüllungsgehilfen von verwertungsinteressen gemacht werden sollen, am problem der produktpiraterie wird das wenig ändern, aber die kontrollen und kontrollmöglichkeiten werden erweitert. dazu gehört dann auch, daß z.b. private unternehmen quasie berechtigt sein sollen, in grundrechte von bürgern einzugreifen, letztlich das gleiche thema wie schon bei der vorratsdatenspeicherung bzw. anlaßlosen “mobilfunkdatenauswertung” – grundrechte werden ausgehölt, weil verwertungsinteressen höherr gewichtet werden und es führt zu sehr fragwürdigen rechtlichen konstruktionen, bei denen am ende so etwas wie freiheit und selbstbestimmung unter die räder kommen kann. es ist bekannt, daß einmal eingeführte (überwachungs)regelungen früher oder später auch für andere als die ursprünglichen zwecke benutzt und mißbraucht werden können, und in der regel findet sich dazu aucvh immer eine angeblich plausible erklärung…